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Die moderne Freundschaft von heute – lebst Du schon oder optimierst Du noch?

Mir liegt doch mal wieder ein Thema auf dem Herzen, das nichts mit Musik zu tun hat: Freundschaft. Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt eine Kolumne darüber schreiben soll. Doch, es muss mal raus.

Ich spüre nämlich irgendwie, das etwas „falsch“ läuft. So genau weiss ich auch nicht, was genau. Bin ja weder ein Psychologe oder Gesellschaftsforscher oder wer sich auch immer mit solchen Themen wissenschaftlich auseinander setzt. Ich kann aber durchaus wiedergeben, was ich beobachte und wahrnehme. Hierzu hole ich kurz aus: In meinem Blogbeitrag zu den „Millenials“ ging es ja unter anderem um Selbstoptimierung. Beziehungsweise, mit dem Wahn desselben: „Fear of missing out oder gibt es das perfekte Leben?“. Inzwischen bin ich der Meinung, der Optimierungswahn hat auch unsere Freundschaften und Beziehungen befallen, nicht nur das .

Konflikte und Macken gibt es nicht

In einer weiteren Kolumne  habe ich das Thema „Schnelligkeit“ kritisch betrachtet: Ist „Schneller – gleich besser?“. Die Thematik spielt hier ebenfalls eine tragende Rolle. Denn: Ich beobachte und erfahre immer öfters, wie Freundschaften zwar schnell geschlossen, aber genauso auch schnell beendet werden. Schnell in dem Sinne, dass oftmals nichtige Anlässe reichen, und davon gar nicht mal viele. Und die Menschen nicht bereit sind, den Konflikt auszutragen und zu lösen. Nicht falsch verstehen: Auch ich habe schon Freundschaften beendet oder im Sande verlaufen lassen, wenn ich wirklich darunter gelitten oder mich schlecht behandelt gefühlt habe. Doch niemals, weil mich irgendeine „Macke“ am anderen stört.

Von oberflächlichen Freund- und Bekanntschaften

Doch genau das erlebe ich immer wieder. Insbesondere, seit ich in der Schweiz lebe. Die ersten Kontakte hatte ich mit anderen Deutschen, oftmals über Social Media-Plattformen. Mir fiel auf, dass „Freundschaften“ sehr schnell geschlossen werden, ohne viel vom anderen zu wissen. So kannte ich das bisher nicht und dachte, so läuft das halt. Wenn man älter ist, nicht mehr zur Schule geht, etc.pp. Im Laufe der Jahre haben sich jedoch nur vereinzelt echte Freundschaften entwickelt. Ich hatte den Eindruck, dass die Gespräche eher oberflächlich blieben und hatte ein schlechtes Gefühl dabei. Ich hätte nämlich gerne mehr als ausgedehnten Small Talk betrieben… So wie ich mich immer noch am liebsten unterhalte.

Mein schlechtes Gefühl wurde bestätigt. Es bestand häufig kein Interesse, eine Freundschaft zu vertiefen, und bei kleinsten Unstimmigkeiten wurde einem offiziell die, sagen wir es ehrlich, Bekanntschaft gekündigt. Klar, es hat sicher jeder andere Vorstellungen von einer freundschaftlichen Beziehung. Für meinen Teil besteht sie darin, sich füreinander zu interessieren, den anderen so zu nehmen, wie er ist, und gegenseitig füreinander da zu sein. Für mich war das schon immer selbstverständlich. Auch etwas mehr zu geben, wenn der andere, warum auch immer, nicht dazu in der Lage ist.

Hallo Optimierungswahn, Goodbye ehrliche Freundschaften

Aber zurück zum Optimierungswahn. Eine Freundschaft, die mir sehr viel bedeutet hat, ging wegen plötzlich auftretender Unstimmigkeiten in die Brüche. Wir waren zwar immer unterschiedlich, doch mir war das egal. Jeder hat seine Eigenheiten, mich eingeschlossen! Doch zeichnet eine gute Freundschaft nicht genau das aus – den anderen so zu akzeptieren, wie er ist? Genauso, wie in einer Liebesbeziehung. Wenn es in Letzterer zu Konflikten kommt, bemüht man sich (im Idealfall), Differenzen zu überwinden. Man tickt ja niemals zu 100 % gleich. Doch plötzlich hatte ich das Gefühl, nicht mehr „richtig“ zu sein. Mich „seltsam“ zu verhalten. Ich möchte da nicht mehr zu sehr ins Detail gehen… Auf jeden Fall habe ich mich letztlich als Problem gefühlt, und zwar eines, das man lösen musste. Und das möglichst schnell und effizient. Eben Optimierungsmechanismen at its best…

Ein Appell an die gute, alte Freundschaft mit Ecken und Kanten

Vielleicht bin ich auch nur altmodisch, ich weiss es nicht. Ich habe mich jedenfalls entschlossen, keine oberflächlichen Beziehungen mehr zu führen. Und nur mit Menschen Zeit zu verbringen, bei denen ich mich nicht für mein Selbst rechtfertigen muss. Idealerweise jemand, der liebevoll über meine Macken lacht. Einfach eine Person, die durchaus gegenteilige Eigenschaften  in sich trägt – denn in Beziehungen jeder Art sollte es doch darum gehen, aneinander zu wachsen, voneinander zu lernen. Das fände ich zumindest wünschenswert. Wenn es mal nicht so läuft – ok, man kann auch erstmal die Distanz suchen, ohne gleich „Schluss zu machen“. Ist man sich mit dem Abstand möglicher Probleme bewusst, kann man das Gespräch suchen. Vielleicht war ja auch alles nur ein riesengrosses Missverständnis. Falls nicht – auch ok, dann hat man sich eben auseinander entwickelt. Aber man hat es noch einmal versucht.

Ich bin froh, noch einige solcher Freundschaften zu haben – und werde alles dafür tun, sie mit meinem Herzen weiter zu führen und zu pflegen. Mich anzustrengen, auch wenn es mal unharmonisch läuft. Die Anstrengung wird sich lohnen. Das würde ich Jedem empfehlen, der die eine oder andere Freundschaft abrupt beendet hat: Dem anderen eine Chance zu geben, sich zu bessern und an der Freundschaft zu arbeiten.

Das musste jetzt mal raus. Nämlich.

Und ja, auch zum Thema Freundschaft kenne ich einen Song bzw. ein Musikvideo – wer hätte das gedacht! Viel Spass beim Hören!

Mir liegt doch mal wieder ein Thema auf dem Herzen, das nichts mit Musik zu tun hat: Freundschaft. Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt eine Kolumne darüber schreiben soll. Doch, es muss mal raus.

Ich spüre nämlich irgendwie, das etwas „falsch“ läuft. So genau weiss ich auch nicht, was genau. Bin ja weder ein Psychologe oder Gesellschaftsforscher oder wer sich auch immer mit solchen Themen wissenschaftlich auseinander setzt. Ich kann aber durchaus wiedergeben, was ich beobachte und wahrnehme. Hierzu hole ich kurz aus: In meinem Blogbeitrag zu den „Millenials“ ging es ja unter anderem um Selbstoptimierung. Beziehungsweise, mit dem Wahn desselben: „Fear of missing out oder gibt es das perfekte Leben?“. Inzwischen bin ich der Meinung, der Optimierungswahn hat auch unsere Freundschaften und Beziehungen befallen, nicht nur das .

Konflikte und Macken gibt es nicht

In einer weiteren Kolumne  habe ich das Thema „Schnelligkeit“ kritisch betrachtet: Ist „Schneller – gleich besser?“. Die Thematik spielt hier ebenfalls eine tragende Rolle. Denn: Ich beobachte und erfahre immer öfters, wie Freundschaften zwar schnell geschlossen, aber genauso auch schnell beendet werden. Schnell in dem Sinne, dass oftmals nichtige Anlässe reichen, und davon gar nicht mal viele. Und die Menschen nicht bereit sind, den Konflikt auszutragen und zu lösen. Nicht falsch verstehen: Auch ich habe schon Freundschaften beendet oder im Sande verlaufen lassen, wenn ich wirklich darunter gelitten oder mich schlecht behandelt gefühlt habe. Doch niemals, weil mich irgendeine „Macke“ am anderen stört.

Von oberflächlichen Freund- und Bekanntschaften

Doch genau das erlebe ich immer wieder. Insbesondere, seit ich in der Schweiz lebe. Die ersten Kontakte hatte ich mit anderen Deutschen, oftmals über Social Media-Plattformen. Mir fiel auf, dass „Freundschaften“ sehr schnell geschlossen werden, ohne viel vom anderen zu wissen. So kannte ich das bisher nicht und dachte, so läuft das halt. Wenn man älter ist, nicht mehr zur Schule geht, etc.pp. Im Laufe der Jahre haben sich jedoch nur vereinzelt echte Freundschaften entwickelt. Ich hatte den Eindruck, dass die Gespräche eher oberflächlich blieben und hatte ein schlechtes Gefühl dabei. Ich hätte nämlich gerne mehr als ausgedehnten Small Talk betrieben… So wie ich mich immer noch am liebsten unterhalte.

Mein schlechtes Gefühl wurde bestätigt. Es bestand häufig kein Interesse, eine Freundschaft zu vertiefen, und bei kleinsten Unstimmigkeiten wurde einem offiziell die, sagen wir es ehrlich, Bekanntschaft gekündigt. Klar, es hat sicher jeder andere Vorstellungen von einer freundschaftlichen Beziehung. Für meinen Teil besteht sie darin, sich füreinander zu interessieren, den anderen so zu nehmen, wie er ist, und gegenseitig füreinander da zu sein. Für mich war das schon immer selbstverständlich. Auch etwas mehr zu geben, wenn der andere, warum auch immer, nicht dazu in der Lage ist.

Hallo Optimierungswahn, Goodbye ehrliche Freundschaften

Aber zurück zum Optimierungswahn. Eine Freundschaft, die mir sehr viel bedeutet hat, ging wegen plötzlich auftretender Unstimmigkeiten in die Brüche. Wir waren zwar immer unterschiedlich, doch mir war das egal. Jeder hat seine Eigenheiten, mich eingeschlossen! Doch zeichnet eine gute Freundschaft nicht genau das aus – den anderen so zu akzeptieren, wie er ist? Genauso, wie in einer Liebesbeziehung. Wenn es in Letzterer zu Konflikten kommt, bemüht man sich (im Idealfall), Differenzen zu überwinden. Man tickt ja niemals zu 100 % gleich. Doch plötzlich hatte ich das Gefühl, nicht mehr „richtig“ zu sein. Mich „seltsam“ zu verhalten. Ich möchte da nicht mehr zu sehr ins Detail gehen… Auf jeden Fall habe ich mich letztlich als Problem gefühlt, und zwar eines, das man lösen musste. Und das möglichst schnell und effizient. Eben Optimierungsmechanismen at its best…

Ein Appell an die gute, alte Freundschaft mit Ecken und Kanten

Vielleicht bin ich auch nur altmodisch, ich weiss es nicht. Ich habe mich jedenfalls entschlossen, keine oberflächlichen Beziehungen mehr zu führen. Und nur mit Menschen Zeit zu verbringen, bei denen ich mich nicht für mein Selbst rechtfertigen muss. Idealerweise jemand, der liebevoll über meine Macken lacht. Einfach eine Person, die durchaus gegenteilige Eigenschaften  in sich trägt – denn in Beziehungen jeder Art sollte es doch darum gehen, aneinander zu wachsen, voneinander zu lernen. Das fände ich zumindest wünschenswert. Wenn es mal nicht so läuft – ok, man kann auch erstmal die Distanz suchen, ohne gleich „Schluss zu machen“. Ist man sich mit dem Abstand möglicher Probleme bewusst, kann man das Gespräch suchen. Vielleicht war ja auch alles nur ein riesengrosses Missverständnis. Falls nicht – auch ok, dann hat man sich eben auseinander entwickelt. Aber man hat es noch einmal versucht.

Ich bin froh, noch einige solcher Freundschaften zu haben – und werde alles dafür tun, sie mit meinem Herzen weiter zu führen und zu pflegen. Mich anzustrengen, auch wenn es mal unharmonisch läuft. Die Anstrengung wird sich lohnen. Das würde ich Jedem empfehlen, der die eine oder andere Freundschaft abrupt beendet hat: Dem anderen eine Chance zu geben, sich zu bessern und an der Freundschaft zu arbeiten.

Das musste jetzt mal raus. Nämlich.

Und ja, auch zum Thema Freundschaft kenne ich einen Song bzw. ein Musikvideo – wer hätte das gedacht! Viel Spass beim Hören!

 

Steven Wilson – *Perfect Life*

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. ina

    Sehr interessanter Artikel, der definitiv zum Denken anregt. Ich finde, dass die Schnelllebigkeit von Dingen in unserem Leben sich auf jeden Fall auf die zwischenmenschlichen Beziehungen übertragen hat. Freundschaft bzw. neue Bekanntschaften entstehen, aber aus den allerwenigsten werden tiefe, innige Freundschaften. Meine „richtigen“ Freunde stammen auch fast zu 99% noch alle aus Schulzeit und Co.

    Liebst, ina

    1. BiancaB

      Hallo Ina, vielen Dank für Deinen Kommentar! 🙂 Mir geht`s eben genauso, viele meiner engsten Freunde kenne ich aus meiner Schul- bzw. Studienzeit. Finde es persönlich aber schade, dass viele im „Alter“ kein Interesse mehr haben, mit neuen Leuten engere Freundschaften einzugehen. Häufig fehlt wirklich das gegenseitige Interesse… Ich meinerseits hätte durchaus mal Interesse gehabt, aber wenn es immer nur einseitig ist, kann ich das auch nicht lange aufrecht erhalten. Schade!

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. ina

    Sehr interessanter Artikel, der definitiv zum Denken anregt. Ich finde, dass die Schnelllebigkeit von Dingen in unserem Leben sich auf jeden Fall auf die zwischenmenschlichen Beziehungen übertragen hat. Freundschaft bzw. neue Bekanntschaften entstehen, aber aus den allerwenigsten werden tiefe, innige Freundschaften. Meine „richtigen“ Freunde stammen auch fast zu 99% noch alle aus Schulzeit und Co.

    Liebst, ina

    1. BiancaB

      Hallo Ina, vielen Dank für Deinen Kommentar! 🙂 Mir geht`s eben genauso, viele meiner engsten Freunde kenne ich aus meiner Schul- bzw. Studienzeit. Finde es persönlich aber schade, dass viele im „Alter“ kein Interesse mehr haben, mit neuen Leuten engere Freundschaften einzugehen. Häufig fehlt wirklich das gegenseitige Interesse… Ich meinerseits hätte durchaus mal Interesse gehabt, aber wenn es immer nur einseitig ist, kann ich das auch nicht lange aufrecht erhalten. Schade!

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