So, nach meinem letzten Musiktipp der Aristocrats bin ich wie angekündigt (hier zum Nachlesen) auf Ihrem Gig in Zürich zugegen. Und ich kann es nicht anders ausdrücken: Es war ein angenehm unterhaltsamer Abend. In den Nebenrollen: ein Gummi-Schweinchen & ein Gummi-Huhn. Klingt skurril, war aber lustig.
Ich bin ohne grosse Erwartungen in dieses Konzert gegangen. Die Musik der Prog-Rock-Supergroup „The Aristocrats“ mit seinen Bandmitgliedern, deren Ruf ihnen schon ohne die Band vorauseilt, gilt als äusserst komplex. Progressive Rock at its best, und dass auch noch mit einem ordentlichen Jazz-Einschlag. Ich kenne die Jungs auch noch nicht sehr lange – aufgrund meines derzeitigen grossen Musikentdecker-Dranges musste ich trotzdem einfach zum Konzi gehen. Entsprechend alledem war ich skeptisch, ob mich der Auftritt nicht überfordert. Tja, das hat er tatsächlich nicht – ich war sogar überraschenderweise recht amüsiert!
Supporting Actor No. 1: The Mini-Pig
Eins vorneweg: In diesem Bericht wird`s keine Analyse der Setlist geben. Denn das ist aufgrund der anspruchsvollen Musik eh hoffnungslos. Es wird auch niemanden überraschen wenn ich sage, dass die Jungs ihrem Ruf absolut gerecht geworden sind. Guthrie Govan glänzte mit seiner Gitarren-Virtuosität, Marco Minnemann mit seinen Fingerfertigkeiten als Drummer, Bryan Beller als Bass-Gott. Das mindestens 15-minütige Schlagzeugsolo von Marco war bombastisch und gehörte sicher zum Höhepunkt der Show! Wie bereits bekannt, gibt es bei den Aristocrats keinen Gesang – als Support-Star No. 1 ist das Mini-Pig von Marco zu nennen… Ja richtig, ein Gummi-Quietsche-Mini-Schweinchen! Dieses fungierte entweder als Break-Initator, Supporting Sound oder auch als finaler Höhepunkt, ähm, oder so… (jaaa wie soll man das in Worte fassen…??) …
Supporting Actor No. 2: The Mini-Chicken
… gefolgt vom Mini-Chicken, Maskottchen von Bryan! Das Publikum war entzückt, genauso wie ich: Es war so schräg wie ihre Musik, demzufolge absolut passender Humor! Generell war es wahrlich unterhaltsam, da uns die Jungs zwischenzeitig immer wieder mit Anekdoten zu den Songs beehrten. Schätzungsweise gab es zu jedem dritten Machwerk eine Story. Der Knaller des Abends: Die Geschichte zum *Ohhhh Noooo*-Song. Ging es hier doch um Guthries äusserst britische Art zu „fluchen“ – also vornehmlich gar nicht. Um es grob zusammen zu fassen: Guthries Verstärker wurde in irgendeiner Weise von Marco beschädigt, und Guthries Kommentar dazu lautete schlicht: „Ohhhh noooo!“ Gefolgt von „That is not good“ und abgeschlossen mit „It`s actually the opposite of good“… Also kein „F….“ oder „Shh…“, wie Marco nach eigener Aussage geflucht hätte…. Und viele andere auch.
Von singenden Gitarristen, Drummern und Bassisten
Letztlich muss ich noch das Publikum erwähnen, respektive die Beziehung der Band zu diesem: Einerseits war der männliche Anteil (mittleres bis höheres Alter) recht hoch. Andererseits hat die Band den Kontakt zu den Leuten echt gut aufbauen können: Eben durch besagtes Storytelling und den gewissen Humor, schlicht, des Sich-nicht-Selbst-zu-ernst-Nehmens. Das spürten sicher die meisten, entsprechend gut war auch die Stimmung. Aber, rumhüpfen war natürlich nicht angesagt. War absolut nicht nötig!
Ladediladeda
Den krönenden Abschluss bildete eine Mitmach-Aktion der besonderen Art: Das Publikum durfte die Vocals für den letzten Song beisteuern. Da Bryan Beller eine Unterteilung in Männlein und Weiblein für zu diskriminierend hielt, fand folgende Unterteilung statt: Gitarristen, Schlagzeuger und Bassisten. Diese durften dann mit entsprechender Anleitung singen! Aaaaber, hier habe ich mich als Nicht-Instrumentenspieler doch ein wenig ausgeschlossen gefühlt… Und bin dennoch mit der Gesangsmelodie angenehm unterhalten nach Hause getänzelt (*Ladediladeda…*). Nämlich.
Zum Ende dieses Beitrags gibt es einen Live-Mitschnitt (aber nicht von diesem Abend) von *Desert Tornado*, einer ihrer vielen genialen Meisterwerke. Viel Spass beim Hören – und wenn ihr auch ein wenig Unterhaltung sucht, besucht unbedingt ein Aristocrats-Konzert! Es wird sicher klasse, in allen Belangen….
Bild: Privat