Der erste Soundtrack von Mogwai ist für jeden Melancholie-Musikfan ein Muss. Für die französische Mystery_Serie ist ein Werk mit schaurig-morbiden Melodien entstanden. Les Revenants, übersetzt ins Deutsche: Die Rückkehrer.
Der geneigte Netflix-Abonnent wird zumindest von der Serie gehört haben (für die anderen gibt`s hier den Trailer). Die Mystery-Liebhaber ganz sicher schon längst verschlungen (ja, ich gehöre dazu :)). Eine wirklich spannende Geschichte, die eigentlich bis zuletzt ein wenig undurchschaubar scheint. Zu viel möchte ich nicht verraten… Ein wenig muss ich, um die Geschichte zu diesem Album zu erzählen.
Die Serie dreht sich um zurückgekehrte, verstorbene Menschen. Ja, streng genommen Zombies. Sie erscheinen jedoch zunächst völlig normal, naja, lebendig halt – als wären sie nie gestorben. Weiterhin sehen sie genau so aus, wie zum Zeitpunkt ihres Todes. Dass eine Rückkehr eines toten Menschen zu den zurückgebliebenen Angehörigen nicht ohne Drama ausbleibt, ist logisch. Da beleuchten die Autoren heftig, wie das vonstatten gehen könnte. Denn wünschen sich nicht viele, dass die verstorbene, geliebte Person wieder zurückkehrt? Nein, eben nicht alle – und auch diese Geschichten werden beleuchtet.
Interessant finde ich wirklich die Entstehungsgeschichte des Albums: Es ist wirklich als kompletter Soundtrack für die Serie produziert worden. Und Mogwai wurden von den Produzenten angefragt, als noch überhaupt nichts gedreht wurde. So hat die Band beispielsweise bereits vorher mit dem Schreiben begonnen, später kamen noch Songs hinzu, als für gewisse Szenen noch die passende Musik fehlte. Sie kannten nur Auszüge des Scripts. Später ist die Musik gewissermassen mitgewachsen: Als ein wichtiger Teil der Atmosphäre, welche die Serie ausmacht.
Die Symbiose von Serie und Soundtrack
Und das kann ich nur bestätigen, ohne die Mogwai-Songs wäre die Serie nicht dieselbe. Für mich persönlich ist es noch spannend, dass ich die Songs erst nach dem Schauen der Serie als Album angehört habe… Ist mir in der Form nur erst einmal passiert bei dem „Inception“-Soundtrack von Hans Zimmer. Bei einigen Stücken und Melodien sehe ich direkt Szenenausschnitte vor meinem geistigen Auge. Fantastisch eigentlich…Wirklich magisch. Jetzt muss ich die Serie eigentlich nochmals anschauen!
Mogwai schaffen es wirklich, die Atmosphäre auf den Punkt zu bringen. Die Gefühlsschwankungen der Akteure sind mehr als perfekt eingefangen. Ein Geniestreich ist für mich *Hungry Face*, das Hauptthema der Serie. Diese Melodie wird als repetitives Element immer wieder aufgegriffen. Diese Melodie war es auch, welche noch lange nach dem Schauen einer Folge in meinem Kopf schwirrte… Einerseits hat sie etwas sehr verspieltest, es schwingt jedoch stets etwas melancholisches mit. Das macht die Geschichte ja auch aus: Auf der einen Seite ist die Freude über die Rückkehr, andererseits das blanke Entsetzen, dass es trotzdem nie mehr so wird, wie es war.
Kalte Melodien, die das Herz erwärmen
Ausserdem herausragend und magisch ist *Fridge Magic*… Ein Song, den man einfach nur mit geschlossenen Augen erleben möchte. *Portugal*hat mich jedoch auch sehr gefesselt – Gänsehautfeeling pur mit Geigen und Klavier. Und *Kill Jester* überzeugt durch eine ebenso schaurig-schöne Melodie und Dramatik. *Wizard Motor* ist tatsächlich das beinahe schon rockende Finale – obwohl Mogwai bewusst auf zu starke Rockelemente verzichtet haben.
Dieser Mogwai Soundtrack ist für mich ein Meisterwerk mit einfachen, aber dennoch geschickt miteinander verwobenen Melodien. Das konnten Mogwai schon immer – und stehen damit auf Augenhöhe mit Massive Attack (hier geht`s zu meiner *Ritual Spirit* Vorstellung!). Die Idee, den Soundtrack zusammen mit der Serie zu entwickeln, ist einfach nur genial – und sollte unbedingt öfters so umgesetzt werden.
Als Video habe ich euch *Portugal* und *Hungry Face* herausgesucht. Absolut hörenswert ist natürlich auch der Rest des Albums, besonders die genannten Sound-Perlen. Mit dem Soundtrack zu „Les Revenants“ ist Mogwai ein schaurig-schönes Meisterwerk gelungen.
Toller Tipp! Ich habe die erste Staffel auch sehr gemocht; ich fand die Idee, Tote kehren zurück und wie die Lebenden darauf reagieren, unheimlich klasse. Dabei ist die Umsetzung so unaufgeregt, aber gleichzeitig gruselig. Die zweite Staffel hat mich leider weniger gefesselt, irgendwie habe ich dann nicht mehr weitergeschaut. Wie fandest du die zweite Staffel?
Ich muss ehrlich sagen, dass mich die zweite Staffel auch sehr gefesselt hat! Ich war halt mega neugierig, was es mit den "Auferstandenen" nun auf sich hat. Aber bei Serien und Filmen ist es ja genauso wie mit Musik – Geschmackssache eben 😉 Demnächst schaue ich mir die Serie wirklich nochmal von vorne an… Was ist denn dein Netflix-Favourite aktuell?
"The end of the fucking world" fand ich letztens so großartig, dass ich die Staffel an einem Abend durchgeschaut habe. 😀 Ansonsten gestern erst mit "Glow" begonnen, aber die Serie überzeugt mich schon jetzt. So ganz anders als erwartet! 😀