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Konzertbericht: Thom Yorke live @ Halle 622

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Endlich, endlich war es soweit: Ich konnte Thom Yorke live sehen. Auf seiner Solo-Tour. Und es war elektro-fantastisch gut!

Die Halle 622 kannte ich schon von einigen Konzerten vorher. Der Unterschied an diesem Tag: Es waren sommerliche 25 Grad Aussentemperatur und eine Luftfeuchtigkeit von geschätzten 70 %. Das wiederum führte zu 30 Grad in der Halle und ca. 90 % Feuchtigkeit. Während ich also überlegte, ob mein Kreislauf den Abend packen wird, kam auch schon der Support auf die Bühne: Oliver Coates. Ich kannte den Cellisten vorher überhaupt nicht, gewundert hat es mich dann aber nicht wirklich, dass Thom ihn ausgewählt hat. Interessant war die Kombi einer eher introvertierten Persönlichkeit mit teilweise schrägen Sounds – aber im positiven Sinne! Das Cello hatte etwas magisches, und die Schwarzlicht-Bühnenbeleuchtung tat ihren Rest. Den muss ich mir noch genauer anschauen!

Thom Yorke – the Master himself betanzt die Bühne

Wer Thom Yorke ist und was er in seiner durchaus langen Musikerkarriere erreicht hat, versuche ich erst gar nicht zusammen zu fassen. Feststeht, dass er mit Radiohead schon lange Kult ist (siehe auch mein Songreview zum *Pyramid Song*!). Angefangen mit eher Rock-Mainstream Sound, haben sie recht schnell einfach nur das gemacht, worauf sie Bock hatten. Und das sind für mich die besten Musiker! Die sich nicht dem Mainstream beugen oder was „man“ so macht, um Ruhm und Ehre zu ernten – sondern einfach nur der Musik wegen. Insbesondere guter! Beim Anblick der Bandshirts einiger Konzertbesucher war ich mir jedoch nicht ganz sicher ob die wirklich wussten, worauf sie sich einlassen… Gut, Radiohead haben auch nicht immer die eingängigsten Songs kreiert.

Master of Elektro

Thom ist bereits seit gut zehn Jahren solo unterwegs, und von Anfang an schlug er in Richtung Elektro aus. Einflüsse konnte man damals auch schon bei Radiohead erkennen. Und an diesem Abend… Also, ich will es mal so umschreiben: Eingängig war da gar nix. Songs zum Mitgrölen, ja nicht mal zum Mitsummen waren zu hören. Und es war gut so! Teilweise war der Sound ambient-lastig, dann wieder ging`s über in harte Technobeats. Alles mit einem sehr, sehr hohen Anspruch – Musik, die manche als schwere Kost betiteln mögen. Sogar ich! Aber ich mag es ja, also weiter im Konzertbericht.

Dance on, baby

Gut, mit Rock haben wir es an diesem Abend also nicht so. Nein, man könnte sogar das Tanzbein schwingen, wenn einem nicht grad der Stehnachbar den verschwitzten Ellbogen in die Rippen… Aber lassen wir das. Eins der Highlights ist ganz sicher der Song *Black Swan*, DIE anti-kapitalistische Hymne schlechthin. Dem Kenner ist bewusst, dass Thom Yorke der kommerziellen Musikindustrie nicht immer positiv eingestellt war. Man nehme nur folgende Lyric-Auszüge: …. I’m your black swan, black swan But I made it to the top, made it to the top This is fucked up, fucked up…. Klar,  so eine Tour IST zwangsläufig kommerziell. Dennoch schwimmt Thom auch hier gegen den Strom, und spielt generell viele ruhige Stücke.

„Ich find`es klasse hier, du auch?“ „Ja, man kann sich so gut unterhalten!“

Wo wir grad bei einem meiner „liebsten“ Kritikpunkte sind: Gespräche führen während eines Konzertes. Dieses Konzertes. Überhaupt…! Sobald die Musik etwas leiser wird, vernimmt man sofort die Gespräche der Masse in der Halle… Was ich einfach nicht nachvollziehen kann. Es ist auch nicht das erste Mal, irgendwie ist mir das in letzter Zeit häufiger passiert. Kleine Randnotiz – auf dem Moderat-Konzert in Zürich musste der Sänger sich beim Publikum über deren Lautstärke beschweren…! Eben, um das mal abzuhaken: Auf ein Konzert sollte man in erster Linie gehen, um Musik zu hören?! Klingt eigentlich logisch, gerade wenn man das so liest – das Gesprächswirrwarr sagt dann aber was anderes… Aber genug gemeckert.

Sphärische Klänge galore

Ein wahrlich sphärisches Klangstück liefert Thom mit dem Atoms for Peace-Song *Default*. Der Beat hat fast schon was Leichtes, und im Vergleich zu einigen anderen ist es beinahe schon eingängig. Wobei, die tragende Melodie hat für mich wiederum etwas theatralisches, soundtrackmässiges… Und live wirkt das ganze noch viel eindrucksvoller als ohnehin schon! Wieder einmal ein Beweis von Thom Yorkes Können, unterschiedliche Stile und Klangarten miteinander zu verbinden. Das Optische spielt bei dieser Show ebenfalls eine grosse Rolle: Auf der Bühne steht eine grosse Videoleinwand, auf der unglaublich gut produzierte und verdammt gut passende Animationen gezeigt werden.

Kleiner Mann, grosses Charisma

Was ich ebenfalls sehr faszinierend finde, ist das Charisma von Thom. Er kann die Massen begeistern, obwohl er eigentlich introvertiert ist. Er redet nicht viel mit dem Publikum, wenn, dann über seine starke Körpersprache. Und obwohl kein Schönling, kann man gar nicht anders, als ihn anzustarren. Beinahe schon zum Greifen nah hat er sich der ersten Reihe präsentiert und den Kontakt gesucht. Super!

Fazit: Ein hitziger Abend, gepaart mit anspruchsvollem Elektro-Sound und sehr vielen Eindrücken, die vermutlich nicht jeder gleich verarbeiten kann. Für mich der perfekte Konzertabend, den ich gerne nochmal erleben möchte!

Atoms for Peace – Default

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Jana

    Hallo Bianca! Ein schöner Einblick ins Thom-Yorke-Konzert, danke dafür! 🙂 Ich bin ja immer noch traurig, dass ich das in Berlin leider verpasst habe, muss wohl mega gewesen sein.
    Deine Verärgerung wegen schwatzender Konzertbesucher kann ich übrigens 100 % nachvollziehen, ich frage mich dann immer: Warum zum Henker seid ihr eigentlich da?? Da könnte ich fuchsteufelswild werden, ich finde es auch respektlos dem Künstler gegenüber. Naja, leider denken da wohl nicht alle wie wir. 🙁 Da hilft wohl nur, sich so weit wie möglich von solchen Quasselstrippen wegzustellen.

    1. BiancaB

      Sehr gerne doch 🙂 Wie kannst du nur ein Thom Yorke-Konzert verpassen? 😉
      Ja das mit dem Wegstellen funktioniert leider nicht immer, gerade wenn es so voll ist… Du hörst ja dann durch die ganze Halle das Raunen von den Gesprächen… Selbst wenn um dich herum niemand spricht. Ja nun, falls ich das mal direkt neben mir mitbekommen würde, dann würd ich auf jeden Fall was sagen…

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