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Konzertbericht: Steven Wilson @ Halle 622 (07.02.2018)

Konzerte von Steven Wilson sind immer ein Erlebnis der besonderen Art – so auch dieses Mal, mit meinem ganz persönlichen Konzertbericht.

Ich war höchst gespannt, was Steven Wilson sich dieses Mal für seine Show ausgedacht hatte. Mit Betonung auf „Show“, denn unterhalten wird man garantiert. Auch für seine aktuelle Tour zu seinem neuen Album „To the Bone“ gleicht das Konzert nur in einzelnen Teilen vergangenen Auftritten.

EIN AUFWÜHLENDER KURZFILM ALS INTRO

Begonnen hat das Unterhaltungsprogramm also mit einem Kurzfilm, projiziert auf einen transparenten Vorhang, welchen er in der Vergangenheit des Öfteren eingesetzt hat. Sehr effektiv, zumal man die Band im Hintergrund immer noch gut erkennen kann. Aber zurück zum Film: Hier zeigte sich wieder einmal, warum ich Steven Wilson als Künstler so schätze. Er nutzt seine Popularität bzw. seine Touren nicht bloss dazu aus, um seine Musik zu „verkaufen“. Nein, in der Regel möchte er stets auch eine Botschaft vermitteln.

In diesem Fall zeigte Steven einen Zusammenschnitt von unterschiedlichsten Bildern zu verschiedensten, teils aktuellen Themen. Zusammen mit einer Bezeichnung, einem Wort, scheinbar einer Definition gleichbedeutend. Meint man zunächst – bis diese „Definitionen“ einfach ausgetauscht werden. Und beispielsweise bei einem scheinbar fröhlichen Familienfoto statt „Family“ ein „Tod“ zu finden ist. Oder beim Foto eines Priesters „Lie“ anstelle von „Religion“… Nun, offensichtlich wollte Steven uns darauf hinweisen, dass es verschiedene Realitäten gibt. Oder wenn man so will, verschiedene Sichtweisen und „Wahrheiten“. Jedoch ganz sicher kein „Richtig“ oder „Falsch“.

Musikalisch hat er dieses Mal offenbar den Anspruch gehabt, einen Querschnitt seines bisherigen Schaffens aufzustellen. Heisst, es wurden neben Songs von allen seinen Solo-Alben auch Werke von Porcupine Tree gespielt, wie beispielsweise „Sleep Together“ von Anesthetize. Tatsächlich hat Steven es zudem geschafft, tatsächlich eine Balance herzustellen zwischen rockigen, psychedelischen Stücken und den eher poppigeren Songs. Über Letztere übrigens hat er selber noch gewitzelt, auf einem Konzert hätten sogar gestandene Männer in Opeth-Shirts dazu getanzt… Ernsthaft?

EIN LSD-TRIP OHNE LSD

Letztlich haben mir persönlich die harten Rockstücke gefallen – darin hat er einfach die meiste Erfahrung, das ist sein Metier.  Herausragend war in diesem Fall „Home Invasion / Regret #9“ – ein Prog-Rock Song, wie er im Buche stehen würde. Mit harten Gitarrenriffs, dem typischen Hammond-Orgel Sound, komplexen Wechseln… Und einer epischen Länge von etwa 12 Minuten. Klasse! Abgeschlossen wird das ganze mit einem mehrstimmigen, Pink-Floyd-ähnlichen Gesang, einem ausufernden Gitarren-Solo – wie es sich eben gehört für Progressiven Sound! Ganz kleiner Wehrmutstropfen: Ich hätte mir persönlich noch *The 78* gewünscht live zu sehen (hier geht`s zu meinem Musiktipp!).

Bei einem Blick aufs Publikum ist mir aufgefallen, dass der Altersdurchschnitt eher hoch war. Dennoch waren durchaus auch jüngere Zuschauer dabei, die aber vermutlich schon eher in Richtung 30 tendierten (Achtung, Ironie).  Zudem habe ich mich gefragt, und es handelt sich hier auch nur um eine These meinerseits, ob die jüngsten Alben neue Fans generiert haben, die eben eher die poppige Variante von Steven Wilson kennengelernt haben. Falls das so gewesen ist – diese Konzertbesucher waren mit Sicherheit von genannten komplexen Prog-Rock Werken tendenziell überfordert. Aber eben, es handelt sich nur um eine Theorie und keine fundierte statistische Auswertung.

Titelbild: privat

Steven Wilson – *Song of I (from Home Invasion: In Concert @ Royal Albert Hall*

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