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Dieses Mal geht`s um eine EP (nein, kein Album) von den Kult-Musikern Massive Attack, die eindeutig viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten hat.
Ich bin denn auch nur zufällig auf das Machwerk gestossen, als ich mal wieder YouTube in der Dauerschleife gehört habe und es tatsächlich einen sinnvollen Autoplay-Vorschlag gegeben hat. Ich war direkt gefesselt und habe zunächst nur die Musik gehört – null Ahnung, dass hier Massive Attack höchstpersönlich Hand angelegt hatten. Sprich, es hört sich nicht gleich wie typischer MA-Sound an, kommt aber mit gewohnt gut produzierter Mucke daher. Und wenn man`s erst einmal realisiert hat, erkennt man durchaus einige stilistisch sehr bekannte Elemente.
Die EP besteht aus 4 Songs, welche mit diversen musikalischen Kooperationen von hochkarätigen Musikern entstanden sind. So weit, so bekannt. Der Tonus ist insgesamt eher schwer und bedrückend, was das Duo aus Bristol durchaus zu ihren Talenten zählen darf: schaurige Melancholie in musikalischer Form. Eher schwere Kost, die zwar nicht jedermanns Geschmack treffen dürfte, aber darauf haben Massive Attack ja ohnehin nie angelegt. Interessant fand ich auch den Hip Hop-Einschlag mit aktuell erfolgreichen Künstlern des Genres.
Einer der sicher besten Tracks ist *Take it There*, einer Kooperation mit Tricky, welcher etwa zur selben Zeit wie Massive Attack als Trip-Hop-Meister bekannt wurde. Selbstverständlich war dies auch nicht die erste Zusammenarbeit. Das Ergebnis ist ein melancholischer, fast schon schwerer Song, was sicher auch Tricky`s flüsternden Vocals zu verdanken ist. Den Rest erledigt eine schaurig-schöne Gitarren-Line, der passende Klaviersound wird natürlich auch mitgeliefert.
Streicheleinheiten fürs Ohr
Hypnotisch hingegen wirkt der Titeltrack *Ritual Spirit*, welcher vom Stil her sehr an *Teardrop* erinnert. Der Gastsänger Azekel war mir bisher unbekannt, ist aber offensichtlich die beste Wahl. Die repetitive Gitarrenmelodie ist kennzeichnend für diesen Song und verfolgt mich bereits nach einmaligem Hören stundenlang (auf positive Weise natürlich). Wie soll ich es anders beschreiben; Songs wie diese streicheln nicht nur das Ohr, sondern auch die Seele… Eigentlich ein einfach gestrickter Track, jedoch mit bemerkenswerten Zutaten.
Ein mit den anderen Stücken vergleichsweise harter Song ist „Voodoo in my Blood“ mit der anscheinend grossen Neuentdeckung des Hip Hop, den Young Fathers (ich bin leider kein Hip Hop-Experte). Und, obwohl nicht mein favorisiertes Musikgenre, gefallen mir die Raps unglaublich gut! Sie passen perfekt zu den kalten Elektro-Sounds, welche hier das tragende Element sind. Der Beat ist fast schon monoton, und kommt relativ unmelodiös daher, gekrönt mit den genannten Raps und einem heulenden Gesang. Aber genauso funktioniert der Song – perfekt!
Der Track *Dead Editors* ist zumindest für meine Ohren zunächst relativ sperrig daher gekommen. Nach mehrmaligem Hören muss ich sagen, dass mir hier insbesondere der dumpfe Beat im Hintergrund gefällt, welcher sich von Anfang bis Ende durchzieht. Die Raps von Roots Manuva sind doch recht aggressiv und kalt zugleich, von streichelnden Melodien kann man hier also nicht wirklich sprechen. Rein objektiv betrachtet ein guter Song, mir persönlich gefallen einfach die Raps nicht.
Trip-Hop deluxe
Selbstredend wurden zu den Songs sehr hochwertige Musikvideos produziert, die ich euch abschliessend natürlich vorstellen werde. Ganz besonders das Video zu „Voodo in my Blood“ ist fantastisch und herrlich verstörend… Ich kann es nicht anders beschreiben! Eine Glanzleistung ist das schauspielerische Können von Rosamund Pike, welche hierfür auch eine Oscar-Nominierung verdient hätte. Das Video zu *Ritual Spirit* kommt passenderweise sehr hypnotisch und geheimnisvoll daher, und *Take it there* wartet mit einer sehr düsteren Storyline auf, in welcher der Hauptcharakter quasi mit dem Tod tanzt (so verstehe ich es zumindest), in einer recht düsteren Umgebung, in der ich als Frau nicht sooo gerne alleine umher tänzeln würde.
Fazit: Eine brillante EP, bei der ich mich frage, warum nicht ein ganzes Album entstanden ist. Und warum es nicht eingeschlagen ist wie eine Bombe. Man spürt einige Klang-Experimente heraus, jedoch ohne dass der Massive Attack-Style verloren geht. Da ist sicher einiges an Potenzial für noch mehr Material vorhanden, nach bereits 25-jährigem Schaffen des musikalisch-genialen Duos. Ich hoffe sehr, dass dies nur ein sehr grosszügiges Zückerchen für mehr gewesen ist!
Bild: Shutterstock
Massive Attack – *Ritual Spirit*
Massive Attack – *Take It There*
Massive Attack – *Voodoo In My Blood*