Der israel-südafrikanische Sänger Yoav ist das, was man wohl einen Lebenskünstler nennen würde. Singer/Songwriter trifft es nicht ganz.
Entsprechend verlief das Konzert im Papiersaal in Zürich. Ich hatte zwei Tickets für den wirklich kuscheligen Club-Auftritt gewonnen – juche! Aber, wie soll ich es zusammenfassen – es war äusserst unterhaltsam. Ich kannte und kenne den Singer/Songwriter nicht wirklich gut, und die meisten mir bekannten Songs sind mehr als zehn Jahre alt. Ziemlich genau als sein Debutalbum *Charmed & Strange* veröffentlicht wurde, habe ich seinen grössten Hit (*Club Thing*) zufällig im Radio gehört. Mich faszinierten die poppigen und dennoch melancholischen Harmonien. Letztlich habe ich seinen Werdegang aus den Augen verloren, doch der Gute hat natürlich weiter musiziert.
ZUM TEUFEL MIT DEM SOUNDCHECK
Nun, aufgrund seiner inzwischen langjährigen Karriere ging ich davon aus, er hätte einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht – im Papiersaal war das Publikum jedoch relativ überschaubar. Der Auftritt mutierte zu einer One-Man-Band-Show, die selbst einen Steven Wilson beeindruckt hätte. Soundchecks findet Yoav wohl überbewertet, nur so lässt sich folgendes erklären: Es dauerte sicher 10 Minuten, bis der erste Song „richtig“ lief. Mehrmals musste er neu ansetzen und an seinen Geräten und der Gitarre rumschrauben (die musste er übrigens später austauschen). Gut, letztlich war er die Gelassenheit in Person (bewundernswert!). Trotzdem war der Bass teils grauenvoll heftig – die Türen vibrierten. Übelst. Ich bin mir jetzt noch nicht schlüssig, ob ich der Location oder dem Künstler den schwarzen Peter zuschieben muss (vermutlich werde ich es nie erfahren).
PRINCE CHARMING AUF SOUNDWOLKE 7
Alles in allem verlief das Konzert tatsächlich sehr authentisch ab – so habe ich noch nie ein Konzert empfunden (durchaus positiv gemeint!). Im Nachhinein muss ich sagen: es passte einfach. Selbst ein Konzert im Volkshaus wäre nicht möglich gewesen, weil viel zu gross. Ein Exzentriker wie Yoav braucht Kuschel-Club-Atmosphäre – gerade mit Sounds wie von seinem neuen Album *Multiverse* (welches tatsächlich sehr psychedelisch daher kommt). Eine Soundperle ist bisher *Blood Moon* – ein streichelzarter Song mit klaren Sounds und wahrlich sphärischen und dennoch dynamischen Melodien. Der perfekte Abschluss des Abends war übrigens eine Anekdote vom Sänger selbst: Wie er vor einiger Zeit einen Freund auf Ibiza besuchte, um zwei Wochen zu bleiben. Er verpasste den Rückflug und blieb doch länger – zwei Jahre! Er interpretierte alles als ein Zeichen, er müsse bleiben… Damit schliesse ich den Bogen zu meiner Einleitung, dass Yoav mehr Lebenskünstler als Musiker ist – oder doch eher ein Musiker, der die Kunst, das Leben zu geniessen, entdeckt hat?
Anbei meine beiden persönlichen Favoriten von Yoav. *Club Thing* ist sicher eingängiger als *Blood Moon* – jeder Song für sich hat jedoch seine ganz eigene, eben die *Yoav-Note*.
Yoav – *Blood Moon*
Pic: privat
Yoav – *Club Thing*
Yoav – *Blood Moon*