Wie bereits in einem meiner letzten Musiktipps angedeutet, habe ich den Auftritt von Grizzly Bear in Zürich selbstredend nicht auslassen können. Nun folgt der obligatorische Konzertbericht.
Im Kaufleuten-Club bin ich zuvor bereits einmal gewesen, jedoch noch nicht für ein Konzert. Demzufolge war ich gespannt, wie Grizzly Bear in dem kleinen Saal wirken würde. Und was soll ich sagen: Die Location war nahezu perfekt, wie für die Band gemacht. Die barocken Sofapolster-Lounges, das Holzparkett am Boden und die Holzverkleidung an der Wand (wofür es sicher einen schnieken Fachausdruck gibt, den ich über Google spontan nicht finden konnte) waren wahrlich der perfekte Rahmen für die Show.
Willkommen in der Höhle von Grizzly Bear
Das Bühnenbild erschloss sich mir nicht sofort. Erst mit der wirklich fantastischen und bunten Beleuchtung entfaltete sich die ganze Wirkung: Offensichtlich handelte es sich hier um die Höhle der Grizzly Bären. Erstaunlich, mit wie wenig Aufwand man eine imposante Erscheinung realisieren kann. Interessant war der Verzicht einer Vorband und der pünktliche und frühe Beginn um 20 Uhr. Ich kann mich nicht mehr erinnern, auf welchem meiner Konzerte der Support gefehlt hat. Aber nun denn, von einer Lücke kann man trotzdem nicht sprechen: Eine kraftvolle und laute Performance ist es zwar nicht, trotzdem beeindruckend. Die Mannen um Ed Droste punkten mit ihrer ruhigen und gleichzeitig energiegeladenen Ausstrahlung. Die Performance ist fehlerfrei, ohne emotionslos zu wirken. Im Gegenteil: Man fühlt sich gut aufgehoben, ja, beinahe gemütlich. Die Band ist perfekt aufeinander eingespielt, und bietet ein breites musikalisches Know-how – Profis eben.
Vom Hipster bis zur Hausfrau
Zwar geht die Band nicht auf Tuchfühlung mit dem Publikum, dennoch spürt man eine starke Verbindung. Das beobachte ich zunächst erstaunt, mich flasht es nicht sofort – da ich die Band nicht allzu lange und nicht gut kenne. Aber ich merke, es bahnt sich an… Schliesslich bekommt man eine Idee, warum ausgerechnet Zürich zu den wenigen Europa-Stationen der Tour gehört: Hat der Sänger nach eigener Aussage seinen Freund hier kennengelernt! Was ich ebenso amüsant und faszinierend fand, war das bunte Publikum. Echt jetzt. Überhaupt nicht einheitlich, zumindest optisch und alterstechnisch, so wie beim Konzert von A Perfect Circle (hier geht`s zum Bericht!). Rechts von mir standen die Hipster-Weibchen im Rockabilly-Style, links die Hausfrau (wirklich lieb gemeint!) ca. Mitte Fünfzig, alle fröhlich hin und her tänzelnd. Eine bunte Mischung, genauso bunt wie die Band!
Kuschelige Songs mit tiefen Abgründen
Wie bereits eingangs erwähnt, war das Konzert musikalisch eher ruhig. Schliesslich sind Grizzly Bear ja auch eine Indie-Band, und keine Metal-Kombo. Doch langweilig war es auf gar keinen Fall, es entsprach eher einem angenehmen Genuss. Nach welchem man sich fragt: Was, schon vorbei? Ich mag die die Jungs vor allem wegen ihres Hangs zum Psychedelischen, wie bei *Yet Again*. Dieser beginnt recht eingängig und man fühlt sich gleich in die 70er zurück versetzt. Die klaren Gesangslinien, teils mehrstimmig, hören sich fast 1 : 1 wie auf der Platte an. Mitsummend schwingt man durch den Song mit, und zumindest ich wusste genau, ab welchem Moment sich das ändern wird… Im fulminanten Finale kippt die Musik nämlich zu einem Klanggewitter, perfekt untermalt von blitzartigen Lichtern, fast schon böse…. Jawoll! So muss es sein!
*Losing All Sense* vom neuen Album Painted Ruins war genauso dabei (hier mein Musiktipp) wie auch einige ältere Songs wie *Two Weeks*. Zwar kenne ich nicht alle Werke zu 100 %, meine jedoch, einen guten Querschnitt des bisherigen Schaffens herauszuhören. Meines Erachtens gab es nur eine leichte Konzentration auf ihr aktuelles Werk. Somit kann ich mich zum Abschluss meines Konzertberichtes nur wiederholen: Es war ein angenehmes und ruhiges Konzert, sehr ausgeglichen und völlig entspannt. Eine bunte Band, welches ihrem Publikum einen schönen Abend bereitet hat. Äusserst zufrieden und angenehm leicht tänzelte ich also nach Hause. Nämlich.
Grizzly Bear – *Yet Again*
Bild: privat